Interessenkonflikte können in allen Lebensbereichen auftreten – von der Wirtschaft bis hin zur Politik und manchmal auch an der Schnittstelle beider Bereiche. Sie entstehen, wenn persönliche, finanzielle oder andere Interessen einer Person ihre Unparteilichkeit und Objektivität bei der Erfüllung ihrer beruflichen Pflichten beeinträchtigen oder beeinträchtigen könnten.
Ob jemand bewusst eine Position ausnutzt, um eine andere zu begünstigen oder nicht, allein die Möglichkeit eines solchen Vorgehens kann einer Organisation schaden und muss entsprechend gehandhabt werden. Die Europäische Kommission betont, dass „detaillierte Richtlinien und Regelungen zur Vermeidung und zum Umgang mit tatsächlichen und wahrgenommenen Interessenkonflikten ein wesentlicher Bestandteil guter Unternehmensführung und eines soliden Finanzmanagements sind.“”
In diesem Artikel erläutern wir reale Beispiele für Interessenkonflikte und zeigen, welche Lehren daraus für die Zukunft gezogen wurden.
1. Lesenswerte Beispiele für Interessenkonflikte
1.1 Der durch einen Skandal belastete Vorsitzende
Mitte der 2010er Jahre wechselte der Finanzvorstand eines europäischen Automobilherstellers in die Position des Vorsitzenden. Viele Investoren äußerten jedoch Bedenken, da er zuvor im Vorstand tätig war. In dieser Zeit gab das Unternehmen zu, Software eingesetzt zu haben, um Emissionstests unrechtmäßig zu bestehen.
Die Aktionäre argumentierten, dass der Vorsitzende die Untersuchung dieser Verfehlungen behindern könnte, um seine eigene Rolle in der Unternehmenskultur zu verschleiern, die zu dem Skandal beigetragen hatte.
Das Unternehmen reagierte darauf, indem sichergestellt wurde, dass der Vorsitzende bei Vorstandssitzungen zu diesem Thema den Raum verließ. Dies zeigt, dass es hilfreich sein kann, betroffene Personen von Entscheidungen auszuschließen, um Interessenkonflikte zu vermeiden.
1.2 Die Beziehung des CEOs zu einem Auftragnehmer
Anfang der 2010er Jahre wurde der CEO eines großen Technologieunternehmens (Person A) beschuldigt, unangemessenes Verhalten gegenüber einem Auftragnehmer (Person B) gezeigt zu haben. Obwohl die Untersuchung die Vorwürfe widerlegte, wurde festgestellt, dass Person A und Person B eine enge persönliche Beziehung hatten, die nicht offengelegt worden war.
Da der CEO die Vergabe von Aufträgen beeinflussen konnte, wurde dies als Interessenkonflikt bewertet. Es bestand die Gefahr, dass Person B anderen qualifizierteren Kandidaten vorgezogen wurde.
Infolgedessen und aufgrund weiterer Erkenntnisse forderte der Vorstand den Rücktritt von Person A. Der Fall zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur die Handlungen von Mitarbeitern, sondern auch deren nahestehenden Personen zu überwachen.
1.3 Der Insolvenzverwalter mit potenziellen Interessen an einem angeschlagenen Unternehmen
Im Laufe der 2020er-Jahre meldete ein europäischer Modehändler (Unternehmen A) Insolvenz an und schloss daraufhin viele seiner Filialen. Ein Insolvenzverwalter (Unternehmen B) wurde ernannt, um den Prozess der Begleichung der Forderungen der Gläubiger zu beaufsichtigen.
Allerdings hatte der größte Kreditgeber von Unternehmen A (Unternehmen C) Einwände gegen die Einsetzung von Unternehmen B, da der Eigentümer von Unternehmen B (Unternehmen D) auch Anteile an der Muttergesellschaft von Unternehmen A besaß. Nach Ansicht des Kreditgebers würde der Insolvenzverwalter möglicherweise eher im Interesse von Unternehmen D handeln, anstatt sich – wie vorgeschrieben – für die Gläubiger von Unternehmen A einzusetzen.
Der Fall wurde daraufhin vor Gericht verhandelt. Unternehmen D argumentierte, seine Tochtergesellschaften würden getrennt als unabhängige Organisationen geführt, sodass die eigene Beteiligung keinen Einfluss auf die Entscheidungen von Unternehmen B habe. Der Richter folgte dieser Argumentation und entschied, dass Unternehmen B weiterhin als Insolvenzverwalter fungieren solle.
Dies verdeutlicht, wie wichtig es ist, geeignete Strukturen zu schaffen, um Interessenkonflikte bei der Entscheidungsfindung zu vermeiden. Die Trennung der Interessen von Unternehmen D und Unternehmen B ermöglichte Letzterem, Entscheidungen zu treffen, ohne dabei unter dem Druck der Muttergesellschaft zu stehen.
1.4 Die Finanzregulatorin, deren Bruder Banker war
Eine stellvertretende Gouverneurin der Zentralbank eines europäischen Landes wurde ermahnt, weil sie nicht offengelegt hatte, dass ihr Bruder eine wichtige strategische Rolle bei einer Bank innehatte, die in demselben Land ansässig war.
Die stellvertretende Gouverneurin hatte eine Funktion in einem Ausschuss zur Regulierung von Banken inne, wobei die Bank ihres Bruders zu denjenigen gehörte, auf die sie Einfluss nehmen konnte. Diese familiäre Verbindung machte es schwierig für sie, ihre Unparteilichkeit bei den Entscheidungen des Ausschusses zu gewährleisten.
Nachdem sie eingeräumt hatte, dass sie gegen den Verhaltenskodex der Zentralbank verstoßen hatte, trat sie von ihrem Amt zurück. Eine mögliche Erklärung für ihr Verhalten war, dass sie die Position ihres Bruders nicht als Beeinträchtigung ihrer Unparteilichkeit ansah. Das zeigt, wie wichtig es ist, Verhaltenskodizes so zu verfassen, dass keinerlei Unklarheiten darüber bestehen, was einen Interessenkonflikt darstellt.
1.5 Das Vorstandsmitglied, das Unternehmensgeheimnisse preisgab
Mitte der 2010er Jahre wurde ein Vorstandsmitglied (Person A) einer großen internationalen Investmentbank dabei ertappt, vertrauliche Informationen mit einem Hedgefonds-Manager (Person B) zu teilen.
Untersuchungen ergaben, dass Person A nicht-öffentliche Informationen .
über eine bevorstehende 5-Milliarden-Dollar-Investition sowie über interne Finanzberichte der Bank weitergegeben hatte. Person A wies einen Interessenkonflikt zwischen seiner Pflicht gegenüber dem Unternehmen und seiner eigenen finanziellen Situation auf. Dies führte zu einer Geldstrafe von 13,9 Millionen US-Dollar durch die Finanzaufsichtsbehörde, einer weiteren Strafzahlung von 5 Millionen US-Dollar sowie einer zweijährigen Haftstrafe.
Dieser Fall unterstreicht die Notwendigkeit, Insidern ihre Verantwortung bewusst zu machen und abschreckende Maßnahmen zu ergreifen, um den Missbrauch von Insiderwissen zu verhindern.
2. Konsequenzen von Interessenkonflikten
Interessenkonflikte können schwerwiegende Auswirkungen auf Unternehmen haben:
Konsequenzen |
Erklärung |
Rechtliche Haftung |
Unternehmen können durch Klagen oder Verstöße gegen Vorschriften wie MiFID IIbelastet werden. |
Reputationsschäden |
Ein Interessenkonflikt kann das Vertrauen in die Integrität und Standards eines Unternehmens untergraben. |
Vertrauensverlust |
Kunden und Mitarbeiter könnten das Vertrauen in die Organisation verlieren. |
Finanzielle Verluste |
Neben Bußgeldern können indirekte Kosten wie der Verlust von Kunden entstehen. |
3. Wie können Unternehmen Interessenkonflikte vermeiden?
Unternehmen haben verschiedene Möglichkeiten, um Interessenkonflikte zu vermeiden, zum Beispiel:
- Erstellen Sie eine Richtlinie für Interessenkonflikte, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter diese erkennen und melden können.
- Fördern Sie eine «Speak-Up Kultur», in der Konflikte gemeldet und ohne Angst vor Vergeltung untersucht werden.
- Führen Sie Due-Diligence-Prüfungen bei Neueinstellungen durch, um mögliche Konflikte im Vorfeld zu identifizieren.
- Entwickeln Sie Prozesse um Interessenskonflikten zu behandeln, z. B. durch Versetzungen oder das Beenden externer Engagements.
- Nutzen Sie Technologie zur Überwachung, um sicherzustellen, dass persönliche Mitarbeitergeschäfte und außerbetriebliche Interessen der Mitarbeiter nicht zu einem Interessenkonflikt führen.
TradeLog ist eine Software um persönliche Mitarbeitergeschäfte zu überwachen. Die Software erlaubt nur persönliche Transaktionen die gemäß den festgelegten Parametern als akzeptabel gelten. Die Funktion „Interessenkonflikt“ gibt Ihnen einen umfassenden Überblick über die Rollen der Mitarbeiter und erkennt potenzielle Konflikte durch den Vergleich von Kunden- und Lieferantenlisten mit diesen Rollen und Geschäften. Wenn es einen Interessenkonflikt gibt, zeigt TradeLog ihn an und Sie können entsprechende Maßnahmen ergreifen.
4. Häufig gestellte Fragen
4.1 Was sind die vier Arten von Interessenkonflikten?
Vier Arten von Interessenkonflikte sind:
- Finanzielle Vorteile, wenn die Person aus einem Interesse zum Nachteil eines anderen einen finanziellen Gewinn ziehen kann.
- Persönliche Beziehungen, wenn ihr Urteilsvermögen durch eine familiäre oder sonstige enge Verbindung zu einer anderen Person beeinflusst wird.
- Organisatorische Interessen, wenn die Person an einem Konkurrenten oder einer anderen Organisation beteiligt ist, die von den in Ihrem Unternehmen getroffenen Entscheidungen profitieren kann.
- Bevorzugung durch Geschenke, wenn die Person eine Organisation oder Person, die ihr Geschenke und Vergünstigungen anbietet, bevorzugt behandelt.
4.2 Was qualifiziert als Interessenkonflikt?
Ein Interessenkonflikt liegt vor, wenn jemand durch die Ausnutzung seiner Position persönliche Vorteile erzielt und dabei anderen schadet.
4.3 Wie löst man einen Interessenkonflikt?
Melden Sie den Konflikt, ziehen Sie sich aus relevanten Entscheidungsprozessen zurück und folgen Sie den internen Richtlinien des Unternehmens.
5. Fazit
Die genannten Beispiele zeigen, wie Interessenkonflikte entstehen können und welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen sollten, um diese zu verhindern. Eine solide Richtlinie und geeignete Technologien wie TradeLog helfen, Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu bewältigen.
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6. Referenzen und weitere Artikel
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Artikelübersicht
- 1. Lesenswerte Beispiele für Interessenkonflikte
- 1.1 Der durch einen Skandal belastete Vorsitzende
- 1.2 Die Beziehung des CEOs zu einem Auftragnehmer
- 1.3 Der Insolvenzverwalter mit potenziellen Interessen an einem angeschlagenen Unternehmen
- 1.4 Die Finanzregulatorin, deren Bruder Banker war
- 1.5 Das Vorstandsmitglied, das Unternehmensgeheimnisse preisgab
- 2. Konsequenzen von Interessenkonflikten
- 3. Wie können Unternehmen Interessenkonflikte vermeiden?
- 4. Häufig gestellte Fragen
- 4.1 Was sind die vier Arten von Interessenkonflikten?
- 4.2 Was qualifiziert als Interessenkonflikt?
- 4.3 Wie löst man einen Interessenkonflikt?
- 5. Fazit
- 6. Referenzen und weitere Artikel